Varroa destructor


Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist ein weltweit verbreiteter Ektoparasit der Honigbiene. Sie stammt aus Südostasien, wo sie ursprünglich in Völkern der östlichen Honigbiene (Apis cerana) zu finden ist. Vermutlich durch die Einfuhr von Völkern der europäischen Honigbiene (Apis mellifera) nach Asien gelang es der Milbe von ihrem ursprünglichen Wirt Apis cerana auf Apis mellifera zu wechseln.

Mit Ausnahme von Australien und Neuseeland ist die Varroamilbe heute weltweit verbreitet. 

 

Die europäische Honigbiene Apis mellifera besitzt, im Gegensatz zur östlichen Honigbiene Apis cerana, als neuer Wirt keine effektiven Abwehrmechanismen, um die Parasitenpopulation auf einem ausgeglichenen Level zu halten. In Völkern der europäischen Honigbiene ist die Varroamilbe sowohl in der Drohnenbrut als auch in der Arbeiterinnenbrut in der Lage, sich zu reproduzieren. Aus diesem Grund kann sich die Milbe, in Abhängigkeit vom Umfang der Bruttätigkeit der Bienen, ungehindert vermehren. Im Herbst und Winter, wenn die Bienenpopulation zurückgeht, steigt die Parasitierung im Verhältnis zur Anzahl der Bienen an. Dies führt zu einer Schädigung der langlebigen Winterbienen und gefährdet die Überwinterungschancen.

 

In der Bienenhaltung nimmt die Bekämpfung der Varroamilbe eine zentrale Rolle ein, da die Völker ohne eine Behandlung innerhalb von drei Jahren kollabieren würden. Die durch die Varroamilbe verursachte Varroose gilt als die schwerwiegendste Bedrohung für die Imkerei.

 

 

 

Der Lebenszyklus von Varroa destructor besteht aus zwei Phasen, einer phoretischen und einer reproduktiven Phase. In der phoretischen Phase, die bis zu 20 Tage andauern kann [1], befindet sich die Milbe auf den adulten Bienen.

Die reproduktive Phase der Milbe findet ausschließlich in der verdeckelten Brut statt. Befallen werden sowohl Arbeiterinnen als auch Drohnenbrut, wobei festzustellen ist, dass die Befallsrate für Drohnenbrut 8-mal höher ausfällt [2]. Das adulte Milbenweibchen dringt in die Zelle ein und beginnt 5 Stunden nach der Verdecklung die Hämolymphe der Bienenlarve zu saugen. Etwa 70 Stunden nach der Zellverdecklung legt das Milbenweibchen das erste unbefruchtete Ei, aus dem sich ein Männchen entwickelt [3].

Bei der weiteren Eiablage, die jeweils im Abstand von ca. 30 Stunden erfolgt, handelt es sich um befruchtete Eier, aus denen sich weibliche Milben entwickeln [4][5]. In Arbeiterinnenzellen werden bis zu 5 Eier und in Drohnenzellen bis zu 6 Eier gelegt [6]. Die Entwicklungszeit bis zur adulten Milbe beträgt für männliche Milben etwa 6,4 Tage und für weibliche Milben ungefähr 5,6 Tage [4]

Mit dem Schlüpfen der Arbeiterinnen nach 21 Tagen bzw. 23 Tagen bei Drohnen, verlassen die adulten Milben die Zelle. Die effektive Reproduktion eines Milbenweibchens, also die Anzahl der adulten begatteten Tochtermilben, liegt bei durchschnittlich 1,7 in der Arbeiterinnenbrut und 2,8 in der Drohnenbrut [7].

Die durch die Milbe verursachten Schäden sind vielfältig. Eine direkte Schädigung entsteht durch den Verlust von Hämolymphe. Durch die entstandenen Verletzungen besteht zudem die Gefahr sekundärer Infektionen. Der Verlust von Hämolymphe während des Larvenstadiums führt zu einem verminderten Schlupfgewicht und zu einer verkürzten Lebensdauer [8].Es zeigten sich auch negative Auswirkungen auf die Organausbildung. Bei befallenen Sammlerbienen zeigen sich negative Auswirkungen auf die Lernleistung, das Flugverhalten, die Orientierung und auf den Rückkehrerfolg zum Stock [9]. Zudem können die entstandenen Verletzungen zu Sekundärinfektionen durch Bakterien und Viren führen. Die Varroamilbe ist als Vektor von verschiedenen Viren bekannt, wie z.B. dem acute bee paralysis virus, dem Kashmir bee virus, dem sacbrood virus und dem deformed wing virus (siehe Abbildung) [10]

Es wird vermutet, dass die letztendliche Ursache für ein Zusammenbrechen von befallenen Völkern eher im Zusammenhang mit den durch V.destructor bedingten Virusinfektionen als mit der direkten Parasitierung steht [10] [12][13].


Literatur:

 

[1] Fuchs, S., 1992. Choice in Varroa jacobsoni Oud. Between honey bee drone or workerbrood cells for reproduction.  Behav. Ecol. Sociobiol. 31: 429-      435

[2] Schulz, A. E., 1984. Reproduktion und Populationsentwicklung der parasitischen Milbe Varroa jacobsoni Oud. In Abhängigkeit vom Brutzyklus ihres      Wirtes Apis mellifera L.. Apidologie 15: 401-420

[3] Steiner, J., Dittmann, F., Rosenkranz, P., Engels, W., 1994. The first gonocycle of the parasitic mite (Varroa jacobsoni) in relation to preimaginal              development of its host, the honey bee (Apis mellifera carnica). Invertebr. Rep. Develop. 25: 175-183

[4] Martin, S. J., 1994. Ontogenesis of the mite Varroa jacobsoni Oud. in worker brood of the honeybee Apis mellifera L. under natural conditions. Exp.      Applied Acarol. 18: 87-100

[5] Rehm, S. M., Ritter, W., 1989. Sequence of the sexes in the offspring of Varroa jacobsoni and the resulting consequences for the calculation of the        developmental period. Apidologie 20: 339-343

[6] Donzé, G., Guerin, P., 1994. Behavioral attributes and parental care of Varroa mites paratizing honeybee brood. Behav. Ecol. Sociobiol. 34: 305-319

[7] Fuchs, S., Langenbach, K., 1989. Multiple infestation of Apis mellifera L. brood cells and reproduction in Varroa jacobsoni Oud.. Apidologie 20: 257-      266

[8] Schneider, P., Drescher, W., 1987. Einfluss der Parasitierung durch die Milbe Varroa jacobsoni Oud. Auf das Schlupfgewicht, die                                    Gewichtsentwicklung, die Entwicklung der Hypopharynxdrüsen und die Lebensdauer von Apis mellifera L.. Apidologie 18: 101-110

[9] Kralj, J., Brockmann, A., Fuchs, S., Tautz, J., 2006. The parasitic mite Varroa destructor affects non-associative learning in honey bee foragers, Apis      mellifera L.. J. Comp. Physiol. A: Neuroethol. Sens. Neu. Behav. Physiol. 193: 363-370

[10] Boecking, O., Genersch, E., 2008. Varroosis – the Ongoing Crisis in Bee Keeping. J. Consum. Protect. Food Safety 3: 221-228

[11] Martin, S.J., 2001. The role of Varroa and viral pathogens in the collapse of honeybee colonies: a modeling approach. J. Applied Ecol. 38: 1082-           1093

[12] Martin, S., Hogarth, A., van Breda, J., Perrett, J.,1998. A scientific note on Varroa jacobsoni Oudemans and the collapse of Apis mellifera L.                  colonies in the United Kingdom. Apidologie 29: 369-370

[13] Rosenkranz, P., Aumeier, P., Ziegelmann, B., 2010. Biology and control of Varroa destructor. J. Invertebr. Pathol. 103: 96-119